nur ein weiteres Tagebuch

Monat: August 2022

31. August 22 – Wiesbaden-Dresden

Die Hinfahrt war diesmal eine Zwei-Stationen-Fahrt, die ich in nächster Zeit häufiger mal ausprobieren werde.

Ich habe einen Termin in Zwickau und von dort aus werde ich direkt nach Wiesbaden auf meine Lieblingsbaustelle weiterfahren.

Das klappt im Wesentlichen sehr gut, allerdings mit dem Nachteil, dass ich bis Leipzig nur in Regionalzügen und erweiterten S-Bahnen sitze, für die es naturgemäß keine Reservierungsmöglichkeit gibt. Da ich fast immer vom Startbahnhof aus fahre, geht das mit dem Sitzplatz. Aber der Ausstieg? Zwickau ist kein Problem. Es war ein so zeitiger Zug, dass zwar Touristen an Bord waren, aber viele nur nach Chemnitz wollten.

Aber einige Stunden später in Leipzig war das in der Tat ein Problem. Es passten an den Stationen nicht mehr alle in den Zug und am Einstieg bildeten sich exorbitante Knäuel. Das rief das Sicherheitspersonal auf den Plan, das den Ein- und Ausstieg professionell managte. Ich begann trotzdem schon an der vorletzten Station mit dem Kampf in Richtung Tür.

Der Ausstieg glückte und der Zug nach Wiesbaden konnte, rennenderweise, noch erreicht werden.

Die Rückfahrt ist bei solchen Gelegenheiten ja gern mal ein Showstopper, wenn hinzu alles einigermaßen funktioniert hat.

Im Baubüro ereilt mich die Nachricht, dass mein Zug mal wieder erst ab Frankfurt verkehrt. Warum auch nicht, ich kenne das ja inzwischen.

Also packe ich meinen Krempel und bewege mich zur Bushalte. Die letzten Meter muss ich rennen, um den Bus noch zu bekommen. Der braucht ein paar Minuten länger um zum Bahnhof zu kommen, so dass auch dort ein Sprint durch den Fußgängertunnel nötig ist, um die S-Bahn zu erreichen.

Da steht man erst mal ordentlich im Saft.

Erwähnte ich schon, dass S-Bahnen aktuell recht voll sind? Diese ist es jedenfalls. In Frankfurt-Hoechst bleiben wir stehen. Der Zugführer teilt uns mit, dass hier drei Züge vor ihm stünden, die alle auch nach Frankfurt Hbf wollen. Zwei Minuten später der Hinweis, dass er keine Kenntniss über die Verspätung habe, da sich Personen unbefugterweise auf dem Gleiskörper aufhielten, deren Verbleib zeitlich nicht genau zu beziffern sei.

Dann empfiehlt er uns, die gegenüber auf dem Gleis stehende S-Bahn zu nutzen, da diese garantiert vor ihm fahren würde und damit den Hauptbahnhof einige Minuten eher erreicht. Wir kennen das Spatzenprinzip und ein, zwei Minuten retten manchmal Anschlüsse und manchmal sogar Leben.

Der neue Zugführer weiß auch nichts, woher auch? Die Situation scheint doch ziemlich unübersichtlich.

Doch dann rollen wir los und kommen in Frankfurt (tief) an.

Die Wartezeit habe ich genutzt um einen Lageplan des Bahnhofs zu studieren, damit ich losrennen kann, ohne die Orientierung zu verlieren. Das ist ja manchmal gar nicht so schwer in deutschen Bahnhöfen.

Ich sprinte, unter Zuhilfenahme einiger Rolltreppen, in den oberen Teil des Bahnhofs… Bahnsteigwechsel! Und diesmal in die richtige Richtung. Von der letzten Rolltreppe sind es nur wenige Gleise bis zu meinem Zug.

Schweratmend finde ich meinen Platz.

Verspätet fahren wir in Frankfurt ab. Wir wissen ja, das Personen auf dem Gleiskörper sind.

Leute, Leute, Leute…

Der Regionalexpress der in Leipzig meine Weiterfahrt absichert, wird schon wieder eine Hoffnung, obwohl ich doch so dringend einmal Gewissheit bräuchte. Die App ist sich nicht sicher, wird erreicht, wird nicht erreicht, wird…, wird nicht…

Bei der Einfahrt in den Leipziger Bahnhof teilt uns die Stimme des höflichen Zugbegleiters mit, dass der RE nicht mehr erreicht werden kann.

Ich sehe ihn aber durch das Türfenster und in der App steht, dass er später abfährt.

Unglücklicherweise ist mein Abteil das letzte am Zug und ich muss etwa einen Kilometer Bahnsteig plus dreihundert Meter zum ersten Türchen des RE rennen.

Ich mache mich zum vermeintlich letzten Sprint des Tages auf und erreiche die erste Tür, kein Reinkommen. Zweite Tür, gleiches Spiel. Dritte Tür, ich werfe mich einfach in den Zug und schwimme in Richtung Oberdeck. Dort gibt es eine erste Klasse mit noch einem freien Sitz; meinem Sitz!

Der Schaffner schafft es im Leben nicht durch den Zug, ha.

Es ist, wie man am Datum erkennen kann, einer der letzten 9-Euro-Züge in Deutschland und er sprengt alle Dimensionen an Gefülltheit. Selbst Stehplätze sind doppelt belegt.

Dann wird bekannt gegeben, dass alle Stationen zwischen Riesa und Dresden Neustadt entfallen. Ich weiß den Grund nicht mehr, irgendwas mit Bauarbeiten.

In Dresden haben wir ein paar Minuten Verspätung, nichts Ernstes. Ich realisiere, dass meine Straßenbahn aktuell ja gar nicht vor dem Bahnhof hält. Der Grund ist irgendwas mit Bauarbeiten.

Also „per pedes“ zur nächsten Tram-Station. Beim Blick zur Uhr, sehe ich, dass ich die Bahn nicht bekommen werde, wenn ich die Geschwindigkeit nicht erhöhe. Jetzt, aber wirklich zum letzten Mal an diesem Tag, nehme ich den Kampf mit der Straße auf und renne zur Haltestelle. Mein Erfolg die Bahn bekommen zu haben, badet sich im Schweiß. Worin auch sonst?

Ich habe seit meiner Abreise in Wiesbaden keinen Meter in gehender Geschwindigkeit zurückgelegt. Meine Fitness klatscht in die Hände und ich beende eine mal wieder hindernissreiche Reise mit der Deutschen Bahn.

Food Porn á la DB-Gastro…

25. August 22 – Hamburg Rückreise

Die Rückfahrt aus Hamburg ist in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen schafft es die Bahn, den Hamburger Bahnhof in einen absoluten Hindernisparcours zu verwandeln, hat aber auf der anderen Seite bezüglich der Verbindungen hinzugelernt.

Aber der Reihe nach.

In den Tagen vor meiner Hamburgreise erhielt ich eine Mail von einem Bahnvorstand, oder einem anderen für Kunden Verantwortlichen.

Darin teilte er mir mit, dass es in Zukunft in der Bahn-App nur noch Verbindungen geben würde, die auch funktionieren.

Das ist ziemlich tricky, denn diesen Umstand kann man ja auf zweierlei Art und Weise erreichen. Man kann die Zugreihenfolge so wählen, dass der Anschluss mindestens eine Stunde Wartezeit hat, oder man man analysiert die Verspätungen und versucht die Anschlüsse zu optimieren und Verspätungen zu vermeiden.

Ich befürchtete, dass die Bahn auf die Variante Eins zurückgreifen würde.

Aus diesem Grund war ich verwundert, dass mir ausgerechnet für die Rückfahrt von Hamburg eine ICE-Verbindung mit nur fünf Minuten Umstiegszeit in Berlin Hauptbahnhof angeboten wurde. Also die Verbindung, die der aufmerksame Leser dieser Geschichten schon kennt. Der abfahrende Zug beim Betreten des Bahnsteigs.

In Hamburg ging es wie immer los. Der vorausfahrende Zug nach Rostock verfehlte die Haltebereiche nur knapp, A stand in E, B in F und so weiter. Vom erhöht liegenden Bahnsteigzugang konnte man sehen, wie Passagiere in wildem Ritt zu Ihren Wagen stürzten. Natürlich waren auf dem Steig auch schon Reisewillige für den nachfolgenden Zug, die sich lieber erst mal nicht von der Stelle bewegten. Das führte zusätzlich noch zu Verstopfungen.

Ich ärgere mich, davon kein Video gedreht zu haben, werde das aber bei nächster Gelegenheit unbedingt nachholen.

Ich ahnte schon, dass das zu Problemen führen könnte.

Folgerichtig, verspätete sich der Rostocker bei der Abfahrt und machte den Platz für meinen Zug erst zehn Minuten später frei.

Mein ICE verfehlte nicht nur die Abschnitte, er hatte auch noch eine abweichende Wagenreihung, so dass sich die Menschenströme nicht nur in eine Richtung bewegten, sondern auch noch gegenläufig umherhetzen mussten.

Man kann das nicht mit Worten beschreiben, man muss es gesehen, nein erlebt haben.

Leider war ich Teil dieses Irrsinns.

Und als ob das alles noch nicht ausreichend ist, blingte mein Smartphone und teilte mir schon drei Minuten vor der regulären Abfahrtszeit bereits mit, dass ich den Anschluss in Berlin voraussichtlich nicht erreichen werde. Sauber!

Anschluss nicht erreichbar

Ich suche schon mal einen neuen Anschluss raus und dämmere ein. Was soll schon passieren? Und richtig, es passiert nichts. In Spandau sind wir mit etwa zehn Minuten Verspätung. Eindeutig zu spät für den geplanten Anschluss, kurzer Blick, ob der nächste Zug eventuell auch etwas Verspätung angespart hat und sich ein Kennenlernen der Berliner Lounge lohnt, da verspüre ich einen warmen Schauer. Mein Kleinhirn registriert schon vor meinem bewussten Ich, dass dort folgender Text steht: „Anschluss wartet.“

Anschluss wartet

Und er tut es wirklich. Das die Reise am Ende mal wieder mit fünfzehn Verspätung endet, greift mich nicht an. Der Anschluss hat gewartet, Wahnsinn!

24. August 22 – Hamburg Hinfahrt

Kein großer Eintrag heute, aber es ist der berühmt-berüchtigte EC und was soll ich schreiben? Er kommt vollständig und fährt auch pünktlich los. Größere Erlebnisse sind durch fehlendes Umsteigen auch nicht zu erwarten, aber ab Berlin halten wir häufiger weil „Türen defekt“ sind und es riecht bei jedem Halt barbarisch nach Bremse.

Vermutlich wurde der Wagon seit Ende Juni tatsächlich nicht repariert. Ich nehme es ohne Verwunderung hin. So weit hat mich die Bahn schon.