nur ein weiteres Tagebuch

Monat: September 2023

26./27.09.23 – Wiesbaden und zurück

Die Bahn wirft ihre Schatten wieder voraus, wie man so oder ähnlich, so schön sagt. Was war geschehen? Pünktlich um 12 Uhr schaue ich mal im Navigator vorbei, ob alles gut ist mit meinem ICE.
Ist es nicht. Er fährt heute zwar ab Dresden, aber mit zwei Wagen weniger und mein Sitzplatzwagen wurde in das Bordbistro mit Kinder- und Familienabteil umgewandelt.
Mmh, warten wir mal ab was passiert.
Um etwa 12:20 Uhr rappelt das Telefon, weil der Navigator mir etwas mitteilen will.
Man hat meinen Sitzplatz umgebucht. Sehr schön, ich werde in Wagen 28 einen schönen Gangplatz erhalten.
Pünktlich rollt der Zug in den Bahnhof und alle steigen ein. Und fast alle finden einen Platz. Ich finde meinen Reservierten, der zufälligerweise leer geblieben ist, die meisten anderen ihren belegt, mit einem anderen Fahrgast.
So normal und funktionierend, scheint das mit automatischen Umbuchen doch nicht zu sein. Also werden die Tauschketten organisiert, falls der zuletzt Hinzugekommene, doch noch von seinem Platz, den er jetzt aushilfsweise belegt, auch vertrieben werden sollte. Ich hege ja die Vermutung, dass wenn alle aufstehen um Ihre nicht reservierten Plätze freizugeben und dafür die Plätze einnehmen, die jetzt von Reservierern gehalten werden, bewegen sich siebzig Prozent der Wagoninsassen, um Ihre Sitze zu tauschen.
Unser Schaffner bemüht sich allen zu erklären, dass wir in Leipzig ja noch einen frischen Zugteil zusätzlich erhalten und dort nur wenige Plätze reserviert sind. Alles in allem haben aber bis zur Abfahrt, bis auf einen, alle Zugestiegenen einen Sitz in Ihrer Klasse. Der Kollege ohne Platz wird unter die Fittiche des Schaffners genommen und gemeinsam machen Sie sich auf die Suche.
Da der Schaffner alleine zurückkommt, gehe ich davon aus, dass die Mission geglückt ist.
Was nicht funktioniert ist der Comfort-Checkin mittels Navigator. Der behauptet stur und steif, mein Platz wäre schon reserviert. Stimmt, ist er.
Wenige Minuten später stört mich ein Uniformierter beim Schlummern. Aber hat gar keine Bahnbekleidung. Ich erkenne ein DVB-Logo an der Jacke. Nahoi, was wird denn das?
Es ist eine Passagierbefragung. Um die Aufteilung der Fahrtentgelte zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren, werden regelmäßig die Passagiere befragt, wohin sie fahren, ob dienstlich oder privat, ob mit einem normalen Ticket oder einer Bahncard/Gutschein, und unter welcher Postleitzahl Ihr Heimathafen zu finden ist. Da ich die Abrechnungsalgorithmen nicht kenne, sind manche Reaktionen des Fragenden für mich komisch. Wenn man ein Fahrtziel außerhalb des VVO, zu dem auch die DVB gehören, hat, dann ist das Ergebnis nicht relevant. Ok, aber das ist ein ICE? Wenn ich die Verbundgrenzen richtig in Erinnerung habe, gehört ja maximal noch die nächste Station und wenn man großzügig auf Sachsen erweitert, noch die übernächste dazu. Egal, ich beantworte alle Fragen richtig und gewinne den Jackpot: Weiterschlummern.
Sonst war nichts, Ankunft pünktlich auf die Minute!

Unspektakulär die Rückfahrt, bis auf den letzten Abschnitt von Leipzig nach Dresden. Ich habe, in unmittelbarer und nicht überhörbarer Reichweite, vier Konzernmitarbeiter sitzen, die sich über das Chaos ihrer Abteilungen austauschen. Sie scheinem von einem Team-Bildungs-Event zu kommen, oder zum nächsten hinzureisen. Das ist wirklich fernab der Arbeits- und Lebensrealität eines Normalsterblichen, was da so kolportiert wird.
Mir dämmert nach ca. fünfzehn Minuten, woher die Drohnen stammen. Sie sind von der DB Netze AG.
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren!

05.09.23 – Wiesbaden

Ein spätsommerlicher Dienstag, mit blauem Himmel und Temperaturen um die 25°C.
Ich habe doch nicht zwei Wochen gewartet bis zum nächsten Versuch. Der Bauherr wollte mich nicht so lange von der Leine lassen.
Heute gab es keine unerwarteten Äußerungen des Navigators vor der Abfahrt, und so vollzog sich die Abreise ohne Schwierigkeiten.
Bis Leipzig konnte ich dann erstmal etwas Schlaf nachholen. 😉
Bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof wird ja normalerweise der zweite Zugteil angekoppelt, dabei traten diesmal ein paar Schwierigkeiten auf. Zumindest vermeldete das der leitende Zugbegleiter.
Als es dann ein paar Minuten später geschafft war, mussten während des Zustiegs nochmal alle Türen geschlossen werden und blieben auch zwei Minuten zu. Da die zugehörige Ansage des technischen Teams so gut wie nicht zu hören war, erzeugten diese Türen bei den Fahrgästen die den falschen Zugteil genommen hatten, und von denen gibt es traditionellerweise immer einige pro Fahrt, für eine Überraschung, die sich in verwunderten Lautäußerungen widerspiegelte. Ja, so eine Bahnfahrt sorgt für Spannung, vor allem bei „Seltennutzern“.
In Leipzig ging es dann mit fünf Minuten Verspätung wieder los. Aber nicht wegen der Türengeschichte, sondern weil der Streckenabschnitt, wegen eines entgegenkommenden Zuges nicht freigegeben werden konnte. Und so zeigt sich bei jeder Reise, wie negativ sich CSU-Verkehrsminister auf den Gleisausbau auswirken. Es ist zum Heulen, obwohl die Typen eigentlich bei jedem Auftritt für Erheiterung sorgen. Der aktuelle Kandidat ist zwar nicht aus dem Verein, aber irgendwie ist kein Unterschied feststellbar. Münti und Stolpe waren zwischendurch zwar nicht solche Lachnummern, aber irgendwie ist aus deren Ära auch nichts im Gedächtnis hängen geblieben, was den ÖPNV in unserem Land voran gebracht hätte.
So genug Politik, für die Ankunft in Wiesbaden ist Pünktlichkeit und angenehmes Wetter vorhergesagt. Dafür funktioniert das Wifi im Zug nicht und die Toiletten sind teilweise außer Betrieb. The same procedure…
Wir sammeln im Lauf der Fahrt noch ein paar Minuten Verspätung ein und müssen kurz vor Bad Hersfeld noch einen ICE überholen lassen. Ich vermute, es ist der Umsteige ICE in Fulda, wenn man in Richtung Mannheim und Basel will. Erwartungsgemäß die Mitteilung kurz vor Fulda, dass dieser Anschluss nicht mehr erreicht werden kann.
Einer meiner Mitreisenden wirkt ziemlich ungehalten darüber.

Wenn mich mein gefährliches Halbwissen nicht im Stich läßt, sind die Schweizer sehr verärgert, wenn einer unserer Züge ihr Netz durch Verspätung durcheinander bringt, weshalb diese Züge dann nur bis Basel, aber nicht mehr weiterfahren, dürfen. Das könnte der Grund für Überholen und Nichtwarten sein. Man versucht, ohne Verspätung in die Schweiz zu kommen.

Wie schon geschrieben, Hörensagen, das muss also nicht stimmen. Eventuell recherchiere ich das mal bei einer Bahnfahrt mit viel Freizeit.
Ohne Zwischenfälle geht die Fahrt mit nur 9 Minuten Verspätung in Wiesbaden zu Ende. Das Wetter ist fantastisch, die Luft voller grüner Papageien und das Hotel diesmal gleich neben dem Bahnhof.