nur ein weiteres Tagebuch

Monat: Oktober 2023

24.10.23 Wiesbaden

Vielleicht kennt ja jemand, der hier mitliest, die alten Usenet-Geschichten vom Bastard Operator From Hell (BOFH). Der hatte einen Kalender auf dem er für jeden Tag eine neue Ausrede finden konnte, warum die System nicht richtig funktionieren. Es gab da so Sachen, wie Sonnenflecken-Aktivitäten oder elektromagnetische Störstrahlung von einem defekten Satelliten.

Ich glaube jedenfalls, dass der BOFH zur Bahn gewechselt ist und dort sein Unwesen treibt. Sein Ausreden-Kalender ist allerdings ein anderer. Heute geht es mit 25 Minuten Verspätung los, es gab „Reparaturen“ am Zug. Deswegen fuhr der zweite Zugteil auch erst ab Leipzig mit, wurde dort aber gezwungenermaßen ans falsche Ende gekoppelt. Das sorgte dann in Erfurt für den üblichen Einsteigespass.

Und es nimmt seinen Lauf. Der optimistische Navigator zeigt eine pünktliche Ankunft in Wiesbaden und bis Frankfurt wird die Verspätung immer kleiner. Das kenne ich schon und ich ahne das Ergebnis voraus. In Frankfurt sind es fast 30 Minuten Verspätung und die auf den TGW in Richtung Frankreich gebuchten Gäste werden gebeten, sich umgehend am DB-Info-Schalter zu melden. Der TGW kann nicht warten. Kann er wirklich nicht, er hat noch einen straffen Zeitplan bis Paris, da kann er sich doch nicht von der maroden Bahn, den Fahrplan kaputt machen lassen. Seit es den IC nach Interlaken nur noch bis Basel SBB gibt, glaube ich ja, dass unsere Nachbarn uns so langsam vom Rest des europäischen Netzes abhängen.

Bloß gut dass wir Stuttgart 21 haben, das bestimmt 27 fertig wird. Das löst alle Probleme der Bahn, genau wie unser Hauptstadt-Flughafen und andere tolle Infrastrukturprojekte…

So, aber ganz sicher wird auf den letzten Metern von Frankfurt nach Wiesbaden noch etwas herausgeholt. Mit nur 14 Minuten Verspätung soll ich ankommen. Eigentlich wollte ich jetzt schreiben: „Es wird spannend…“, aber das wird es vermutlich nicht.
Naja, wenige Minuten nach der Ausfahrt aus dem Frankfurter Hauptbahnhof, schreibt mir der Navigator, dass es jetzt doch mindestens 21 Minuten Verspätung bis Wiesbaden werden. Auch meine Zugbindung wird aufgehoben (wieder mal). Das ist schon witzig, denn dann könnte ich ja am Frankfurter Flughafen oder in Mainz den Zug wechseln, um noch etwas später anzukommen.

20.10.23 ein Freitag

Rückfahrt von Offenburg. Wie schon so oft, der ICE schon mit etwas Verspätung aus Basel kommend, verlor auf dem Weg zu meinem Umsteigebahnhof in Frankfurt noch ein paar zusätzliche Minuten. Gleichzeitig vermeldete die neue Bahn-App, dass mein Anschlusszug diesmal wieder nur aus einem Zugteil bestehen wird.


Ergo, war der Sitzplatz umsonst reserviert, denn diesmal hatte ich einen Platz in einem der zurückgelassenen Waggons. Gleichzeitig wurde wieder die Zugbindung aufgehoben, weil ich meinen Anschluss nicht schaffen würde.
Aus der Erfahrung der letzten Wochen heraus würde ich behaupten wollen, dass sich der Erwerb eines Flextickets kaum noch lohnt.

Die neue Bahn-App bietet gleich Alternativen, und wenn man diese bestätigt, wird der Fahrplan gleich angepasst. Das ist definitv eine Verbesserung, denn vorher war das kontrollieren der Anschlussverbindungen mit dem alten Ticket und den neuen Zügen recht aufwändig. Als ich aber einen Sitzplatz in meinem Alternativzug buchen wollte, gab es diese Option nicht mehr. Es ist mir nicht gelungen eine Reservierung ohne Fahrkarte zu bekommen. Minuspunkt!
Meine Fahrkarte passte eben nicht zum neuen Zug, da gab es auch keinen Sitzplatz. Ein Teufelskreis!
Ich habe einfach darauf vertraut, dass es im Alternativzug schon irgend ein freies Plätzchen für mich und meinen Rucksack geben würde.
Das Kuriose war, dass meine neue Verbindung einfach aus einem Wechsel des Umsteigebahnhofs bestand. Statt in Frankfurt, wo ich meinen Zug verpassen würde, sollte ich erst in Fulda umsteigen, weil die beiden Züge dort noch ein Rondevezous haben würden.

Wir hielten aber nochmal recht unmotiviert vor Frankfurt und der Navigator meldete auch prompt eine Anpassung. Wartezeit in Frankfurt 40 Minuten, dann in den ICE 72 Richtung Berlin einsteigen und in Leipzig in den IC 20irgendwas wechseln. Ankunftszeit 57 Minuten nach dem regulären Eintreffen. Der Zugbegleiter hatte aber eine andere Idee. Gäste nach Leipzig und Dresden sollten doch bitte in Frankfurt in einen IC über Naumburg nach Leipzig umsteigen. Mmh, der wurde mir gar nicht angeboten. Wieder den Navigator gestartet und gesucht. Der neue Navigator bietet mir an prominenter Stelle jetzt die Abfahrtspläne eines Bahnhofs an. Pluspunkt. Gut möglich, dass das der alte auch schon konnte, aber da war es zu gut vor mir versteckt.
Der vorgeschlagene Zug sollte zwar eher in Frankfurt abfahren, aber er wäre definitiv fast eine Stunde später in Leipzig eingefahren. Keine echte Alternative, der Navigator war hier also verlässlicher.


Nach einiger Warterei konnte ich dann den ICE 72 entern und fand auch einen freien Sitzplatz. Dort versuchte ich über die Bahn.de Homepage eine Reservierung für meinen IC von Leipzig aus zu reservieren. Ergebnis: Geht auch nicht mehr. Das ist wirklich komisch, oder zu gut versteckt.

Bei der Gelegenheit wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass mein in drei Stunden fahrender IC, der in Leipzig startet und nirgendwo herkommt mit 23 Minuten Verspätung abfahren wird. Verdammt, und den vorher fahrenden RE würde ich dank der Verspätung meines ICE auch nicht schaffen. Jetzt waren es also schon prognostizierte 80 Minuten Verspätung.


Das würde zwar wieder einiges an Ticketkosten sparen, aber mein Wochenende wird kürzer.
Der Ersatz-IC war dann eine wirkliche Überraschung. Der letzte Waggon war ähnlich, wie in „Beat Street“ mit Graffiti verschönert worden. Die Türen waren, die alten Klapptüren und in der Aufteilung erinnerte er mich stark an den Flixtrain, aber in „noch älter“. (N)ostalgie-Feeling.
Diesem Umstand zum Trotz, fuhr er schnell und ohne weitere äußere Behinderung nach Hause.

Im Ergebnis kann man feststellen, ob mit dem Auto oder der Bahn, man kommt an einem Freitag niemals pünktlich an, wenn man von West nach Ost fährt. Jetzt bräuchte man noch Erhebungen, ob das Auto oder der Zug hier schneller waren, ich würde auf den Zug tippen. Gesamtfahrzeit 7:30 Std. mit Weg zum und vom Bahnhof rund 8 Stunden, mit Feierabendbier und Nickerchen.

Danke Deutsche Bahn.