Die Bahn wirft ihre Schatten wieder voraus, wie man so oder ähnlich, so schön sagt. Was war geschehen? Pünktlich um 12 Uhr schaue ich mal im Navigator vorbei, ob alles gut ist mit meinem ICE.
Ist es nicht. Er fährt heute zwar ab Dresden, aber mit zwei Wagen weniger und mein Sitzplatzwagen wurde in das Bordbistro mit Kinder- und Familienabteil umgewandelt.
Mmh, warten wir mal ab was passiert.
Um etwa 12:20 Uhr rappelt das Telefon, weil der Navigator mir etwas mitteilen will.
Man hat meinen Sitzplatz umgebucht. Sehr schön, ich werde in Wagen 28 einen schönen Gangplatz erhalten.
Pünktlich rollt der Zug in den Bahnhof und alle steigen ein. Und fast alle finden einen Platz. Ich finde meinen Reservierten, der zufälligerweise leer geblieben ist, die meisten anderen ihren belegt, mit einem anderen Fahrgast.
So normal und funktionierend, scheint das mit automatischen Umbuchen doch nicht zu sein. Also werden die Tauschketten organisiert, falls der zuletzt Hinzugekommene, doch noch von seinem Platz, den er jetzt aushilfsweise belegt, auch vertrieben werden sollte. Ich hege ja die Vermutung, dass wenn alle aufstehen um Ihre nicht reservierten Plätze freizugeben und dafür die Plätze einnehmen, die jetzt von Reservierern gehalten werden, bewegen sich siebzig Prozent der Wagoninsassen, um Ihre Sitze zu tauschen.
Unser Schaffner bemüht sich allen zu erklären, dass wir in Leipzig ja noch einen frischen Zugteil zusätzlich erhalten und dort nur wenige Plätze reserviert sind. Alles in allem haben aber bis zur Abfahrt, bis auf einen, alle Zugestiegenen einen Sitz in Ihrer Klasse. Der Kollege ohne Platz wird unter die Fittiche des Schaffners genommen und gemeinsam machen Sie sich auf die Suche.
Da der Schaffner alleine zurückkommt, gehe ich davon aus, dass die Mission geglückt ist.
Was nicht funktioniert ist der Comfort-Checkin mittels Navigator. Der behauptet stur und steif, mein Platz wäre schon reserviert. Stimmt, ist er.
Wenige Minuten später stört mich ein Uniformierter beim Schlummern. Aber hat gar keine Bahnbekleidung. Ich erkenne ein DVB-Logo an der Jacke. Nahoi, was wird denn das?
Es ist eine Passagierbefragung. Um die Aufteilung der Fahrtentgelte zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren, werden regelmäßig die Passagiere befragt, wohin sie fahren, ob dienstlich oder privat, ob mit einem normalen Ticket oder einer Bahncard/Gutschein, und unter welcher Postleitzahl Ihr Heimathafen zu finden ist. Da ich die Abrechnungsalgorithmen nicht kenne, sind manche Reaktionen des Fragenden für mich komisch. Wenn man ein Fahrtziel außerhalb des VVO, zu dem auch die DVB gehören, hat, dann ist das Ergebnis nicht relevant. Ok, aber das ist ein ICE? Wenn ich die Verbundgrenzen richtig in Erinnerung habe, gehört ja maximal noch die nächste Station und wenn man großzügig auf Sachsen erweitert, noch die übernächste dazu. Egal, ich beantworte alle Fragen richtig und gewinne den Jackpot: Weiterschlummern.
Sonst war nichts, Ankunft pünktlich auf die Minute!

Unspektakulär die Rückfahrt, bis auf den letzten Abschnitt von Leipzig nach Dresden. Ich habe, in unmittelbarer und nicht überhörbarer Reichweite, vier Konzernmitarbeiter sitzen, die sich über das Chaos ihrer Abteilungen austauschen. Sie scheinem von einem Team-Bildungs-Event zu kommen, oder zum nächsten hinzureisen. Das ist wirklich fernab der Arbeits- und Lebensrealität eines Normalsterblichen, was da so kolportiert wird.
Mir dämmert nach ca. fünfzehn Minuten, woher die Drohnen stammen. Sie sind von der DB Netze AG.
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren!