nur ein weiteres Tagebuch

Schlagwort: Bahn (Seite 1 von 4)

28.11.23 – Wiesbaden

Heute lies es sich recht langweilig an. Die üblichen Sachen mit verspäteter Abfahrt, wegen Reparatur am Zug, und fehlendem Zugteil mit Überfüllung ab Leipzig waren schon absolviert, als unser Zug vor Erfurt unerwarteter Weise im Schnee stehen blieb.
Nach wenigen Minuten kam die Aufklärung. Im Streckenabschnitt vor uns liegt ein defekter Zug, der nicht überholt werden kann, Wartezeit ca. 30 bis 40 Minuten.
Huch, das war neu.
Viele Fahrgäste fingen schon an Ihre Verbindungszüge und Umsteigezeiten zu checken. Da ich heute, das fehlte noch in der obigen Aufzählung, ohnehin nur bis Frankfurt fahren würde, und ab dort eine S-Bahn nehmen musste, blieb mir dieser Stress erspart. Hoffe ich zumindest, denn in Hessen herrschte ja seit letzter Nacht Schneechaos. Kinder mussten in den Schulen übernachten und solche schlimmen Dinge.

Aber bereits nach 10 Minuten rollte unser ICE wieder an, und eine hörbar erleichterte Zugbegleiterin verkündete, dass der defekte Zug vorerst wieder rollen würde. Vielleicht nur ein Batterie-Reset nötig. 😉

Wenn der Zug vor uns Erfurt erreicht, haben wir gute Chancen vorbeizukommen. Wenige Kilometer vor Erfurt, wieder ein Stopp. Die Spannung steigt. Ansage diesmal prompt: „Alle Einfahrgleise in Erfurt belegt.“
Tja, ein bisschen Streckenausbau in den letzten Jahrzehnten hätte vielleicht nicht geschadet.

Danke, Habeck!

(Ich gehe mal fest davon aus, dass meine wenigen Leser die Ironie der letzten Aussage erkennen. Für die vielleicht Unverständigen, der Spruch ist eine Fortsetzung des beliebten „Danke, Merkel!“, wenn es darum geht Politikern die Schuld für einen Umstanden zuzuschieben, für den sie wenig bis gar nicht dafür verantwortlich sind. Aber „Danke Merkel!“, wäre ja falsch gewesen, denn ein bisschen mehr Schuld muss man ihr hier schon zugestehen. Obwohl dem Habeck eigentlich auch, denn immerhin haben es die Grünen versäumt, das wichtige Verkehrsressort mit einem der ihren zu belegen und haben sich dafür vermeintlich prestigeträchtigere Ministerien wie Außenpolitik und Wirtschaft in den Koalitionsverhandlungen ausbedungen. Keine Ahnung was das sollte, klar sind die Außenminister die beliebtesten Politiker in Deutschland, aber wenn man dafür als Grüne in den Krieg ziehen muss, kann das nicht gut gehen.)

So genug, salbadert, es soll aber in 10 Minuten weitergehen.
Neue Aussage: „Zu viele verspätete Züge, weiterhin kein Gleis frei.“
Die Leute beginnen schon wieder mit dem Verbindungscheck. (Nebenbei freue ich mich schon auf die Rückfahrt, Zugbindung ist schon aufgehoben, vermeldet der Navigator.)
Er vermeldet auch 16:56 Uhr Ankunft in Erfurt, das wäre dann aber doch etwas erheblich später (ca. 30 Minuten) als angekündigt. Wir sind ja auch nur ein ICE aus der Provinz in die Provinz, da kann man schon mal warten.

Wenn es wenigstens Netz geben würde…

Mittlerweile sind auch zwei Züge aus der Gegenrichtung an uns vorbei gerauscht, da muss doch langsam ein Gleis frei sein. Ach, nein der defekte Zug vor uns sorgt immer noch für Stau. Die gute Nachricht: Auch der ICE nach Stuttgart und der nach München stehen an. Sogar hinter uns, das garantiert, dass diese Züge erreicht werden. Ich habe aber den Eindruck, dass die meisten Mitreisenden in Frankfurt umsteigen wollen.
Dann rollen wir mal wieder ein paar Meter weiter, im Schleichtempo, mit dem Rad wäre ich definitiv schneller. Leider verbessert sich die Netzsituation durch die Fortbewegung nicht. Dann wieder Stillstand.
Eine neue Erkenntnis, immer wenn die Zugbegleiterin sagt, dass sie keine Informationen habe und nicht wisse, wann es weitergeht, rollt der Zug wieder ein Stück. Vielleicht sollte sie häufiger Durchsagen machen.

17:40 Uhr – wir haben Erfurt erreicht, sauber 80 Minuten Verspätung.
Die Reise geht relativ unspektakulär weiter und die Ankunft in Frankfurt erfolgt mit 4 Minuten Vorlauf zur S-Bahn. Also wieder mal Rennsportstunde.

Das positive Ende der Reise mit ca. 90 Minuten Verspätung: Mein Zimmer im Hotel ist weg. Überbucht. Dafür erhalte ich ein kostenloses Upgrade und darf ein Zimmer mit mehr Komfort beziehen. Da überlege ich ja glatt, ob ich den allfälligen Entschädigungsantrag bei der Bahn vielleicht mal weglasse?
Nee, mache ich nicht. 😉

Wichtiger Hinweis an die Kollegen vom Bordrestaurant: Die warme vegane Brezel gehört nicht auf eine Serviette. Da klebt sie fest und man hat noch eine reichlichen Vorrat Ballaststoffe beim Verzehr.

17.11.23 Rückfahrt

Diese Reise wird mir vermutlich längere Zeit in Erinnerung bleiben. Nach der Hinfahrt im Streikbeginn, war das nun die Rückfahrt am Tag nach dem Streikende. Natürlich konnte es nicht so funktionieren, wie normal. Wobei eigentlich war es doch normal. 😉

In Wiesbaden hüpfte ich in eine S-Bahn nach Frankfurt, weil die Bahn den ICE Wiesbaden-Dresden irgendwie im Herbst aus dem Programm nimmt. Keine Ahnung, ob das nun dauerhaft ist oder so wie letztes Jahre, wenn ich mich recht erinnere, nur für einen begrenzten Zeitraum. Mein ICE sollte um 14:44 Uhr in Frankfurt starten.
Die Nachwehen ahnend, machte ich mich lieber so auf den Weg, dass ich mindestens eine Stunde Reserve haben würde.
In Wiesbaden auf dem Bahnhof war dann auch deutlich mehr Leben, als am Ankunftstag. Wie erwartet, war der S-Bahn-Verkehr noch einigermaßen aus dem Takt und so nahm ich die erste S-Bahn Richtung Frankfurt. Damit sollte ich fast 50 Minuten vor Abfahrt in Frankfurt sein.
Natürlich nahm ich die Linie, die am längsten braucht, war ja klar. Und kurz nach dem Bahnhof Wiesbaden kamen wir auch schon gleich mal zum Stehen.
Das Polster war aber großzügig berechnet und so war ich zwar etwas verspätet, aber im Umsteigefenster in Frankfurt.
Wer den Frankfurter Hauptbahnhof kennt, weiss ja um die Strecke vom Tiefbahnhof (S-Bahn) zu den Bahnsteigen in der Halle. Auf Grund der Bauweise hat der Aufgang zum Bahnhof auch etwas Staupotential, wenn sich eine volle S-Bahn entlädt.
Man kann für den Umstieg auch mehr als 10 Minuten benötigen, wenn man am falschen S-Bahn-Ende sitzt und vielleicht nach Bahnsteig 24 – Abschnitt E-F muss. Mit Treppenstau auch gern noch ein paar Minuten mehr.

Ich hatte einigermaßen Glück und stand gegen kurz vor Zwei an meinem Bahnsteig. An der Tafel stand allerdings noch ein Zug nach „Irgendwo“ mit Abfahrtszeit 14:06 Uhr. Kann ja mal passieren. Er kam irgendwann und fuhr auch wieder ab. Da war es dann aber auch schon 14:40 Uhr. Okay, das würde wieder etwas später losgehen.
14:50 Uhr hielt wieder ein ICE am Bahnsteig , aber wieder nicht meiner. Durchsage: Mein ICE würde etwa 20 Minuten später abfahren.

Hab ich es nicht gesagt?! Grund der Verspätung: Eine behördliche Maßnahme. Was ist das denn?
Dann fuhr der falsche ICE wieder ab und unser Zug erschien wieder auf der Anzeigetafel. Wenige Minuten später verschwand er wieder von der Tafel und die Einfahrt eines RE wurde angekündigt, der dann auch kurze Zeit später kam. Er fuhr dann wieder aus und schwupps war es schon 15:20 Uhr und mein ICE sollte inzwischen 15:25 Uhr abfahren. So wird das doch nichts.
„Pling“, machte der Navigator: Abfahrt 15:45 Uhr. Sauber, eine Stunde Verspätung und das schon wieder am Startbahnhof.

Durchsage: Der ICE fährt jetzt am Gleis 7 ab, nicht am Gleis 6. Na, bloß gut. Also eine 180°-Wende und 5 Schritt nach vorn gemacht. Das war ja einfach.
Er kommt, wird geentert und fährt jetzt 2 Minuten zu früh ab, also nur 59 Minuten verspätet, wollte ich schreiben.
Die Bahn ist aber immer für einen Scherz gut, denn der Navigator weist für die Fahrt, am Zielbahnhof in Dresden trotzdem nur sechs Minuten Verspätung aus.

Das ist ein ambitioniertes Ziel, der Marke Tiefflug oder so. Es sollen alle Zwischenstationen angefahren werden. Das kann nicht funktionieren.

Bahnmathematik! Fahrtzeit 4 Stunden 46 Minuten, Ausstieg in 3 Stunden49 Minuten. Zeitdilatation! Zwar nur Bruchteile der Lichtgeschwindigkeit, aber ob das die Gleise und die Radreifen aushalten.

Wenige Minuten nach der Abfahrt wird das Ticket kontrolliert. Vorab gibt es aber ein Stück Schokolade und den Hinweis auf kostenlos bereitgestelltes Wasser im Bistro. Ehrlich, mir wäre nach anderthalb Stunden Bahnsteig eher nach einem heißen Tee gewesen. Sei es drum, die Schokolade schmeckt und die Begleiterin offeriert mir, dass ich in Leipzig leider den Zugteil wechseln müsste, weil meiner außerplanmäßig in Leipzig verbleiben würde. Ich nahm es gelassen, die Stunde könnte ich notfalls auch im Bistro stehen, spätestens ab Erfurt tut mir sowieso der Hintern weh.
Die Ruhe mit der ich die Botschaft aufnahm, veranlasste die Schaffnerin, mir noch ein Stück „Lieblings-Gast-Schokolade“ zu offerieren. Ich nahm dankend an.

Wir erfuhren auch den Grund für die einstündige Verspätung. In Frankfurt hatte es eine Suizid-Androhung gegeben, weswegen alle Züge vor und im Bahnhof warten mussten. Und bis der Stau aufgelöst war, war eben eine Stunde um.

Ob es an meiner Liebenswürdigkeit lag oder zum normalen Service gehört, kann ich nicht mehr sagen, aber kurz vor Eisenach war sie wieder da und teilte mir mit, dass ich doch nicht umsteigen müsse. Aktuell würde der Zug wieder komplett nach Dresden fahren. Das „aktuell“ untermalte sie mit einem Augenzwinkern. Es ist herzerwärmend, wie sich Bahnreisende und -bedienstete verstehen.
Etwas Schlummern und Gotha ist erreicht. Durchsage unseres (Tatsache!) niederländisch-stämmigen Ansagers (Der klang wirklich wie Rudi Carell.) ob denn eventuell ein Polizist an Bord sei, der mal in den Wagen 21 kommen könne. Man habe wieder „liebe“ Gäste an Bord. Auweia.
In Erfurt dann die offizielle Mitteilung, dass der Zug im Stück nach Dresden fährt. Schade, wird doch nichts mit dem Bistro. Ich durfte doch, faulerweise, auf meinen vier Buchstaben sitzen bleiben.
Ach so, die App hatte inzwischen die Ankunftszeit auf 20:27 Uhr korrigiert. Das wäre recht fies, denn 57 Minuten Verspätung wären ja nur die kleine Entschädigung.
Aber was machte ich mir Sorgen. Zwischen Leipzig und Riesa kamen die erforderlichen drei Minuten noch hinzu.
Schon wieder ein Gutschein von der Deutschen Bahn.
Ich mag das.

15.11.23 – Mein erster Streik

Es sollte mein erstes direktes Streikerlebnis werden. Der Klaus von der GDL hatte am Dienstag kurzerhand verkündet, dass man ab dem Mittwoch (meinem Reisetag) um 22:00 Uhr streiken würde.

Mmh, hieß das, ab 22:00 Uhr fahren keine Züge mehr ab, oder um 22:00 Uhr bleiben alle Züge stehen?
Am Mittwoch teilte mir der Navigator mit, mein Zug fiele schon vorher aus, wegen Reparatur. Nein, doch nicht, nur würde er erst ab Leipzig fahren und dann auch nur bis Frankfurt.

Ankunft in Frankfurt 21:03 Uhr, Abfahrt S-Bahn 21:35 Uhr: Hui, das könnte knapp werden, denn die Ankunft der S-Bahn war für 22:10 in Wiesbaden geplant. Das hieße je nach Auslegung: „normal Ankommen“, „Stranden in Mainz“ oder „Stranden in Frankfurt“.
Mainz machte mir jetzt keine Angst, da gibt es Busverbindungen und Brücken über den Rhein, da muss ich nicht schwimmen, aber eine Nicht-Zug-Verbindung nachts von Frankfurt nach Wiesbaden kam mir ziemlich tricky vor, zumal ich mir in den Nahverkehrs-Netzen dieses Ballungsraums verloren vorkam.
Die Chance auf eine Beratung und Hilfe, war angesichts der Menge der Hilflosen sicher auch nicht schnell und einfach zu kriegen.

Aber der Reihe nach.

Der Navigator hob die Zugbindung auf und mir war es nunmehr erlaubt, mit allen verfügbaren Mitteln nach Wiesbaden zu kommen.
Als erstes also nach Leipzig. Der Ersatz ICE war pünktlich und kam auch pünktlich in Leipzig an. Aber der ICE nach Frankfurt war nicht sehen.

Moment, doch da steht ja ein verschämter halber ICE im Bahnhof. Der Ersatzzug für die paar Dresdner war doppelt so lang, wie das ICEchen, dass uns und „Millionen“ Leipziger nach Frankfurt bringen sollte. Also gut, ursprünglich war das Endziel ja Saarbrücken, aber der Zug würde in Frankfurt enden.
Das bestätigte leider meinen Verdacht, dass alle Züge nur bis 22:00 Uhr fahren würden, oder eben gar nicht mehr losfahren, wenn das Ziel nicht bis dahin erreicht werden kann.
Ich nahm meine Platz ein und wunderte mich etwas über eine Servietten-Phalanx oberhalb des Fensters. Ich überging es erst mal schulterzuckend, es gab auch keine Hinweise auf negative Vorkommnisse an meinem Platz.
Während wir durch den Südosten der Republik schuckelten, prüfte ich immer wieder meine Optionen. Ab etwa Erfurt fielen die Linien S1 und S9 aus und die S8 wurde auf stündlichen Fahrverkehr verkürzt. Das wäre relativ egal, dann wäre es etwas Wartezeit, aber ich würde noch nach Wiesbaden kommen.
Spätestens ab Bad Hersfeld war klar, auch keine S8 würde mehr den Bahnhof in Frankfurt verlassen. Aber die VIAS würde weiterfahren. Hoffnung.
Zwischen Bad Hersfeld und Fulda hielt die Serviettenphalanx dem Druck des Kondenswassers der Klimaanlage nicht mehr stand und steter Tropfen (von der Decke) nässte mein Bein, und meine rechte Körperhälfte.
Ich machte mich davon. Aber diesmal war der Zug wirklich extrem voll und ich blieb einfach im Bordbistro bei den „Verlorenen“ stehen.
In Fulda stieg ein junger Mann zu, Anfang der Zwanziger würde ich schätzen. Offenes Herz und offen kommunikationsfreudig.
Nach der Begrüßungsdurchsage, fiel ein Schatten auf sein Gesicht. „Fährt der Zug gar nicht nach Hannover?“ – „Nein, der fährt nach Frankfurt.“ – „Ach du Scheixxe, welche Station ist denn die nächste zum Aussteigen?“ – „Frankfurt Hauptbahnhof.“ – „OMG, wie, komme ich denn da heute noch nach Hannover?“ – „Mmhhh… Mit der Bahn jedenfalls nicht, die streikt ab 22:00 Uhr.“ – „Oh, dann lasse ich mich abholen, oder nehme einen Mietwagen, oder ich warte auf den ersten Zug.“
Das sind natürlich alles Optionen. Zumindest für den Zug konnte ich mitteilen, dass gegen 6:45 Uhr aktuell noch ein Zug nach Hannover fahren könnte, wenn er nicht zwischenzeitlich gecancelt werden sollte.
Er guckte noch nach Mietwagen und Carsharing und führte auch noch zwei Telefonate.
Einen Kräutertee später verabschiedete er sich und verschwand im Zug.
Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Reiseverlauf.

Mit reichlich Verspätung kamen wir in Frankfurt an. Der Bahnhof war fast leer, es war auch schon 21:45 Uhr. Alles zu, kaum Züge auf den Bahnsteigen und überwiegende Absenz von Menschen. Die Mitreisenden verstreuten sich ziemlich schnell und ich machte mich auf zu Gleis 23, weil dort um 21:55 Uhr mein VIA fahren sollte.
Es waren noch reichlich Menschen vor Ort und an der Anzeigetafel stand er auch.
Während des Wartens, hörte man ununterbrochen die Ansagen zu den ausgefallenen Fahrten.
Gegen 22 Uhr rollte er dann auch ein und alles nahm Platz im Inneren.
Ich hatte einen Sitzplatz direkt neben der Tür zum Führerstand und als unsere Zugführerin kam, hörte ich aus der Kanzel jede Menge Gespräch. Im einzelnen habe ich das nicht verstanden, aber mir schwante ob der Länge dieser Wortwechsel nichts gutes.
22:10 Uhr – „Liebe Fahrgäste, es tut mir sehr leid, aber ich darf den Bahnhof nicht mehr verlassen, da der Streik auch die Fahrdienstleitungen erfasst hat. Ich muss den Zug jetzt in das Depot bringen, und bitte Sie auszusteigen.“
Erst mal sammeln und überlegen, wie das Problem jetzt zu lösen sein könnte, aber es stellte sich keine rechte Idee ein, außer Übernachtung in Frankfurt.
Während ich so ganz langsam am Bahnsteig langtrotte und anderen zuhöre die Fahrgemeinschaften bilden wollen, oder die Information erstürmen wollen, erschallt es aus den Zuglautsprechern: „Liebe Fahrgäste. Bitte steigen Sie wieder ein, die Fahrdienstleitung hat die Fahrt freigegeben. Bitte wieder einsteigen!“.
Schwupps saß ich wieder drinnen. Keine Ahnung, wie viele Fahrgäste aus den vordersten Wagen inzwischen schon aus dem Bahnhof verschwunden waren, aber ich hatte das Gefühl, dass es doch etwas weniger waren, die den Wiedereinstieg absolviert hatten.
Manchmal zahlt sich Schnelligkeit doch nicht aus. Mein Gebummel rettet mir den Reiseabschluss in Wiesbaden.
Eine knappe Stunde später als geplant, komme ich in Wiesbaden an. Hier ist der Bahnhof leer, ratzeputz. Anzeigetafeln voller nicht mehr fahrender Züge. Am beeindruckendsten ist allerdings die Ruhe.
Gute Nacht, DB!

07.11.23 Berlin-Erfurt-Wiesbaden

Dieses mal hätte ich fast nichts berichten können, aber die Bahn lässt mich nicht im Stich.
Auf Grund von Terminänderungen hatte ich dieses Mal eine Reise mit fünf Landeshauptstädten. Gebucht war wie üblich von Dresden nach Wiesbaden, aber ein Projekt in Berlin erforderte meine unbedingte Teilnahme.
Die Reise startete als in Dresden und führte zuerst nach Berlin-Spandau. Danach von Berlin-Spandau nach Erfurt und dort wollte ich dann letztendlich meinen ICE nach Wiesbaden (über Mainz) entern. Ein straffer Zeitplan und im Detail durchgeplant.
Kurz nach 7:00 Uhr ging es in Dresden los. Entspannte Reise nach Berlin, pünktliche Ankunft und angenehmer, erfolgreicher Termin. Dann mit der U-Bahn wieder nach Spandau und den ICE von Hamburg nach München genutzt um nach Erfurt zu fahren. Ebenfalls perfekt, gerade mal eine Minute nach Plan.
Unterwegs habe ich beim Rumspielen im Navigator auch die Funktion zur reinen Sitzplatzreservierung wiedergefunden und die Schatten rückten näher.
Mir war klar, dass meine Reservierung ab Dresden spätestens 15 Minuten nach Abfahrt des Zuges erlischt, deshalb wollte ich in den sauren Apfel beißen und einen zweiten Sitzplatz buchen.
Also meinen Zug mit Abfahrtsort Erfurt eingegeben und auf Buchen gedrückt. Das Ergebnis… "Keine Sitzplätze, nutzen Sie bitte eine alternative Verbindung." Nette Idee, aber leider nicht realisierbar, ich wollte ja das Ticket nicht nochmal lösen.
Bei der Zugkontrolle offenbarte sich das Problem. In Leipzig wurde kein zweiter Zugteil angehängt, also akute Platznot.
Es kam, wie es kommen musste. Die Plätze und teilweise die Gänge gut belegt. Ich kämpfte mich durch die erste Klasse, keine Chance. Mein Platz natürlich besetzt von einer älteren Dame. Ich hatte zu viele Skrupel, um meine alte Reservierung frech vorzuzeigen und die Dame durch den Zug zu schicken. Also packte ich meinen Rucksack und tippelte los.
Im Speisewagen fiel kein Krümel zu Boden, nächster Wagen voll, übernächster auch. Dann im Wagen 23 ein Platz in zweiter Reihe. Also schnell den Rucksack drauf geworfen und den jungen Mann auf dem Nachbarsitz gefragt, ob denn der Platz noch frei sei. Er war unsicher, aber gutmütig. Da war es meiner.
Nun, bin ich eben mal ohne Reservierung gefahren, aber ich versuche das aber lieber nicht nochmal. Uff.
Den Eintrag zur Rückreise am nächsten Tag packe ich hier gleich mit ran. Außer das es voll war (trotz vollständigen Zuges), und wir zwischendurch immer mal ein paar Minuten Verspätung eingesammelt haben, war es perfekt. Pünktlich, netter Service, also eigentlich so, wie es immer sein sollte.

24.10.23 Wiesbaden

Vielleicht kennt ja jemand, der hier mitliest, die alten Usenet-Geschichten vom Bastard Operator From Hell (BOFH). Der hatte einen Kalender auf dem er für jeden Tag eine neue Ausrede finden konnte, warum die System nicht richtig funktionieren. Es gab da so Sachen, wie Sonnenflecken-Aktivitäten oder elektromagnetische Störstrahlung von einem defekten Satelliten.

Ich glaube jedenfalls, dass der BOFH zur Bahn gewechselt ist und dort sein Unwesen treibt. Sein Ausreden-Kalender ist allerdings ein anderer. Heute geht es mit 25 Minuten Verspätung los, es gab „Reparaturen“ am Zug. Deswegen fuhr der zweite Zugteil auch erst ab Leipzig mit, wurde dort aber gezwungenermaßen ans falsche Ende gekoppelt. Das sorgte dann in Erfurt für den üblichen Einsteigespass.

Und es nimmt seinen Lauf. Der optimistische Navigator zeigt eine pünktliche Ankunft in Wiesbaden und bis Frankfurt wird die Verspätung immer kleiner. Das kenne ich schon und ich ahne das Ergebnis voraus. In Frankfurt sind es fast 30 Minuten Verspätung und die auf den TGW in Richtung Frankreich gebuchten Gäste werden gebeten, sich umgehend am DB-Info-Schalter zu melden. Der TGW kann nicht warten. Kann er wirklich nicht, er hat noch einen straffen Zeitplan bis Paris, da kann er sich doch nicht von der maroden Bahn, den Fahrplan kaputt machen lassen. Seit es den IC nach Interlaken nur noch bis Basel SBB gibt, glaube ich ja, dass unsere Nachbarn uns so langsam vom Rest des europäischen Netzes abhängen.

Bloß gut dass wir Stuttgart 21 haben, das bestimmt 27 fertig wird. Das löst alle Probleme der Bahn, genau wie unser Hauptstadt-Flughafen und andere tolle Infrastrukturprojekte…

So, aber ganz sicher wird auf den letzten Metern von Frankfurt nach Wiesbaden noch etwas herausgeholt. Mit nur 14 Minuten Verspätung soll ich ankommen. Eigentlich wollte ich jetzt schreiben: „Es wird spannend…“, aber das wird es vermutlich nicht.
Naja, wenige Minuten nach der Ausfahrt aus dem Frankfurter Hauptbahnhof, schreibt mir der Navigator, dass es jetzt doch mindestens 21 Minuten Verspätung bis Wiesbaden werden. Auch meine Zugbindung wird aufgehoben (wieder mal). Das ist schon witzig, denn dann könnte ich ja am Frankfurter Flughafen oder in Mainz den Zug wechseln, um noch etwas später anzukommen.

20.10.23 ein Freitag

Rückfahrt von Offenburg. Wie schon so oft, der ICE schon mit etwas Verspätung aus Basel kommend, verlor auf dem Weg zu meinem Umsteigebahnhof in Frankfurt noch ein paar zusätzliche Minuten. Gleichzeitig vermeldete die neue Bahn-App, dass mein Anschlusszug diesmal wieder nur aus einem Zugteil bestehen wird.


Ergo, war der Sitzplatz umsonst reserviert, denn diesmal hatte ich einen Platz in einem der zurückgelassenen Waggons. Gleichzeitig wurde wieder die Zugbindung aufgehoben, weil ich meinen Anschluss nicht schaffen würde.
Aus der Erfahrung der letzten Wochen heraus würde ich behaupten wollen, dass sich der Erwerb eines Flextickets kaum noch lohnt.

Die neue Bahn-App bietet gleich Alternativen, und wenn man diese bestätigt, wird der Fahrplan gleich angepasst. Das ist definitv eine Verbesserung, denn vorher war das kontrollieren der Anschlussverbindungen mit dem alten Ticket und den neuen Zügen recht aufwändig. Als ich aber einen Sitzplatz in meinem Alternativzug buchen wollte, gab es diese Option nicht mehr. Es ist mir nicht gelungen eine Reservierung ohne Fahrkarte zu bekommen. Minuspunkt!
Meine Fahrkarte passte eben nicht zum neuen Zug, da gab es auch keinen Sitzplatz. Ein Teufelskreis!
Ich habe einfach darauf vertraut, dass es im Alternativzug schon irgend ein freies Plätzchen für mich und meinen Rucksack geben würde.
Das Kuriose war, dass meine neue Verbindung einfach aus einem Wechsel des Umsteigebahnhofs bestand. Statt in Frankfurt, wo ich meinen Zug verpassen würde, sollte ich erst in Fulda umsteigen, weil die beiden Züge dort noch ein Rondevezous haben würden.

Wir hielten aber nochmal recht unmotiviert vor Frankfurt und der Navigator meldete auch prompt eine Anpassung. Wartezeit in Frankfurt 40 Minuten, dann in den ICE 72 Richtung Berlin einsteigen und in Leipzig in den IC 20irgendwas wechseln. Ankunftszeit 57 Minuten nach dem regulären Eintreffen. Der Zugbegleiter hatte aber eine andere Idee. Gäste nach Leipzig und Dresden sollten doch bitte in Frankfurt in einen IC über Naumburg nach Leipzig umsteigen. Mmh, der wurde mir gar nicht angeboten. Wieder den Navigator gestartet und gesucht. Der neue Navigator bietet mir an prominenter Stelle jetzt die Abfahrtspläne eines Bahnhofs an. Pluspunkt. Gut möglich, dass das der alte auch schon konnte, aber da war es zu gut vor mir versteckt.
Der vorgeschlagene Zug sollte zwar eher in Frankfurt abfahren, aber er wäre definitiv fast eine Stunde später in Leipzig eingefahren. Keine echte Alternative, der Navigator war hier also verlässlicher.


Nach einiger Warterei konnte ich dann den ICE 72 entern und fand auch einen freien Sitzplatz. Dort versuchte ich über die Bahn.de Homepage eine Reservierung für meinen IC von Leipzig aus zu reservieren. Ergebnis: Geht auch nicht mehr. Das ist wirklich komisch, oder zu gut versteckt.

Bei der Gelegenheit wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass mein in drei Stunden fahrender IC, der in Leipzig startet und nirgendwo herkommt mit 23 Minuten Verspätung abfahren wird. Verdammt, und den vorher fahrenden RE würde ich dank der Verspätung meines ICE auch nicht schaffen. Jetzt waren es also schon prognostizierte 80 Minuten Verspätung.


Das würde zwar wieder einiges an Ticketkosten sparen, aber mein Wochenende wird kürzer.
Der Ersatz-IC war dann eine wirkliche Überraschung. Der letzte Waggon war ähnlich, wie in „Beat Street“ mit Graffiti verschönert worden. Die Türen waren, die alten Klapptüren und in der Aufteilung erinnerte er mich stark an den Flixtrain, aber in „noch älter“. (N)ostalgie-Feeling.
Diesem Umstand zum Trotz, fuhr er schnell und ohne weitere äußere Behinderung nach Hause.

Im Ergebnis kann man feststellen, ob mit dem Auto oder der Bahn, man kommt an einem Freitag niemals pünktlich an, wenn man von West nach Ost fährt. Jetzt bräuchte man noch Erhebungen, ob das Auto oder der Zug hier schneller waren, ich würde auf den Zug tippen. Gesamtfahrzeit 7:30 Std. mit Weg zum und vom Bahnhof rund 8 Stunden, mit Feierabendbier und Nickerchen.

Danke Deutsche Bahn.

26./27.09.23 – Wiesbaden und zurück

Die Bahn wirft ihre Schatten wieder voraus, wie man so oder ähnlich, so schön sagt. Was war geschehen? Pünktlich um 12 Uhr schaue ich mal im Navigator vorbei, ob alles gut ist mit meinem ICE.
Ist es nicht. Er fährt heute zwar ab Dresden, aber mit zwei Wagen weniger und mein Sitzplatzwagen wurde in das Bordbistro mit Kinder- und Familienabteil umgewandelt.
Mmh, warten wir mal ab was passiert.
Um etwa 12:20 Uhr rappelt das Telefon, weil der Navigator mir etwas mitteilen will.
Man hat meinen Sitzplatz umgebucht. Sehr schön, ich werde in Wagen 28 einen schönen Gangplatz erhalten.
Pünktlich rollt der Zug in den Bahnhof und alle steigen ein. Und fast alle finden einen Platz. Ich finde meinen Reservierten, der zufälligerweise leer geblieben ist, die meisten anderen ihren belegt, mit einem anderen Fahrgast.
So normal und funktionierend, scheint das mit automatischen Umbuchen doch nicht zu sein. Also werden die Tauschketten organisiert, falls der zuletzt Hinzugekommene, doch noch von seinem Platz, den er jetzt aushilfsweise belegt, auch vertrieben werden sollte. Ich hege ja die Vermutung, dass wenn alle aufstehen um Ihre nicht reservierten Plätze freizugeben und dafür die Plätze einnehmen, die jetzt von Reservierern gehalten werden, bewegen sich siebzig Prozent der Wagoninsassen, um Ihre Sitze zu tauschen.
Unser Schaffner bemüht sich allen zu erklären, dass wir in Leipzig ja noch einen frischen Zugteil zusätzlich erhalten und dort nur wenige Plätze reserviert sind. Alles in allem haben aber bis zur Abfahrt, bis auf einen, alle Zugestiegenen einen Sitz in Ihrer Klasse. Der Kollege ohne Platz wird unter die Fittiche des Schaffners genommen und gemeinsam machen Sie sich auf die Suche.
Da der Schaffner alleine zurückkommt, gehe ich davon aus, dass die Mission geglückt ist.
Was nicht funktioniert ist der Comfort-Checkin mittels Navigator. Der behauptet stur und steif, mein Platz wäre schon reserviert. Stimmt, ist er.
Wenige Minuten später stört mich ein Uniformierter beim Schlummern. Aber hat gar keine Bahnbekleidung. Ich erkenne ein DVB-Logo an der Jacke. Nahoi, was wird denn das?
Es ist eine Passagierbefragung. Um die Aufteilung der Fahrtentgelte zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren, werden regelmäßig die Passagiere befragt, wohin sie fahren, ob dienstlich oder privat, ob mit einem normalen Ticket oder einer Bahncard/Gutschein, und unter welcher Postleitzahl Ihr Heimathafen zu finden ist. Da ich die Abrechnungsalgorithmen nicht kenne, sind manche Reaktionen des Fragenden für mich komisch. Wenn man ein Fahrtziel außerhalb des VVO, zu dem auch die DVB gehören, hat, dann ist das Ergebnis nicht relevant. Ok, aber das ist ein ICE? Wenn ich die Verbundgrenzen richtig in Erinnerung habe, gehört ja maximal noch die nächste Station und wenn man großzügig auf Sachsen erweitert, noch die übernächste dazu. Egal, ich beantworte alle Fragen richtig und gewinne den Jackpot: Weiterschlummern.
Sonst war nichts, Ankunft pünktlich auf die Minute!

Unspektakulär die Rückfahrt, bis auf den letzten Abschnitt von Leipzig nach Dresden. Ich habe, in unmittelbarer und nicht überhörbarer Reichweite, vier Konzernmitarbeiter sitzen, die sich über das Chaos ihrer Abteilungen austauschen. Sie scheinem von einem Team-Bildungs-Event zu kommen, oder zum nächsten hinzureisen. Das ist wirklich fernab der Arbeits- und Lebensrealität eines Normalsterblichen, was da so kolportiert wird.
Mir dämmert nach ca. fünfzehn Minuten, woher die Drohnen stammen. Sie sind von der DB Netze AG.
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren!

05.09.23 – Wiesbaden

Ein spätsommerlicher Dienstag, mit blauem Himmel und Temperaturen um die 25°C.
Ich habe doch nicht zwei Wochen gewartet bis zum nächsten Versuch. Der Bauherr wollte mich nicht so lange von der Leine lassen.
Heute gab es keine unerwarteten Äußerungen des Navigators vor der Abfahrt, und so vollzog sich die Abreise ohne Schwierigkeiten.
Bis Leipzig konnte ich dann erstmal etwas Schlaf nachholen. 😉
Bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof wird ja normalerweise der zweite Zugteil angekoppelt, dabei traten diesmal ein paar Schwierigkeiten auf. Zumindest vermeldete das der leitende Zugbegleiter.
Als es dann ein paar Minuten später geschafft war, mussten während des Zustiegs nochmal alle Türen geschlossen werden und blieben auch zwei Minuten zu. Da die zugehörige Ansage des technischen Teams so gut wie nicht zu hören war, erzeugten diese Türen bei den Fahrgästen die den falschen Zugteil genommen hatten, und von denen gibt es traditionellerweise immer einige pro Fahrt, für eine Überraschung, die sich in verwunderten Lautäußerungen widerspiegelte. Ja, so eine Bahnfahrt sorgt für Spannung, vor allem bei „Seltennutzern“.
In Leipzig ging es dann mit fünf Minuten Verspätung wieder los. Aber nicht wegen der Türengeschichte, sondern weil der Streckenabschnitt, wegen eines entgegenkommenden Zuges nicht freigegeben werden konnte. Und so zeigt sich bei jeder Reise, wie negativ sich CSU-Verkehrsminister auf den Gleisausbau auswirken. Es ist zum Heulen, obwohl die Typen eigentlich bei jedem Auftritt für Erheiterung sorgen. Der aktuelle Kandidat ist zwar nicht aus dem Verein, aber irgendwie ist kein Unterschied feststellbar. Münti und Stolpe waren zwischendurch zwar nicht solche Lachnummern, aber irgendwie ist aus deren Ära auch nichts im Gedächtnis hängen geblieben, was den ÖPNV in unserem Land voran gebracht hätte.
So genug Politik, für die Ankunft in Wiesbaden ist Pünktlichkeit und angenehmes Wetter vorhergesagt. Dafür funktioniert das Wifi im Zug nicht und die Toiletten sind teilweise außer Betrieb. The same procedure…
Wir sammeln im Lauf der Fahrt noch ein paar Minuten Verspätung ein und müssen kurz vor Bad Hersfeld noch einen ICE überholen lassen. Ich vermute, es ist der Umsteige ICE in Fulda, wenn man in Richtung Mannheim und Basel will. Erwartungsgemäß die Mitteilung kurz vor Fulda, dass dieser Anschluss nicht mehr erreicht werden kann.
Einer meiner Mitreisenden wirkt ziemlich ungehalten darüber.

Wenn mich mein gefährliches Halbwissen nicht im Stich läßt, sind die Schweizer sehr verärgert, wenn einer unserer Züge ihr Netz durch Verspätung durcheinander bringt, weshalb diese Züge dann nur bis Basel, aber nicht mehr weiterfahren, dürfen. Das könnte der Grund für Überholen und Nichtwarten sein. Man versucht, ohne Verspätung in die Schweiz zu kommen.

Wie schon geschrieben, Hörensagen, das muss also nicht stimmen. Eventuell recherchiere ich das mal bei einer Bahnfahrt mit viel Freizeit.
Ohne Zwischenfälle geht die Fahrt mit nur 9 Minuten Verspätung in Wiesbaden zu Ende. Das Wetter ist fantastisch, die Luft voller grüner Papageien und das Hotel diesmal gleich neben dem Bahnhof.

27.07.2023 – Rückfahrt Offenburg

Die Hinfahrt lies ja schon vermuten, dass der Rückweg auch nicht ganz unkompliziert werden würde. Immerhin repariert sich so eine Brücke vermutlich nicht über Nacht. Interessant, in diesem Zusammenhang, wird mit Sicherheit meine Fahrt nächste Woche ins geliebte Wiesbaden.

Beim Frühstück im Hotel schnell den Navigator geöffnet und natürlich mitgeteilt bekommen, dass meine Verbindung nicht funktionieren wird, weil alle Züge um Frankfurt so ca. 20 Minuten Verspätung ansammeln werden. Ich würde als meinen Anschluss in Fulda (anstelle von Frankfurt) also um rund 10 Minuten verpassen.

Zudem war noch unsicher, wann ich mich in das Abenteuer Bahn stürzen können würde, weil mein Termin zwar offiziell um 13 Uhr zu Ende sein sollte, man aber gern etwas überzog. Vor allem bei dieser geplanten Mammutroute.

Meine offizielle Rückfahrt hatte ich für halb vier gebucht, mit ausreichendem Puffer. Durch die geänderte Verbindung wäre ich jetzt allerdings nicht zur geduldeten Heimkehrzeit von 21:30 Uhr gelandet, sondern gut eine reichliche Stunde später, mit der Option um eine weitere Stunde.

Ich beendet also mein Frühstück und machte mich schnell auf zum Termin, da auf dem Weg dahin der Bahnhof mit seinem Reisezentrum lag.

Nur zwei Leute vor mir und kurz vor acht, auch noch ein frischer Reisezentrumsmitarbeiter. Der hörte sich meine Geschichte an und während ich ihm noch darlege, dass ich eine Verbindung ab 14 Uhr über Baden-Baden bevorzugen würde, hatte er kurzerhand mein Ticket ausgedruckt und mit einem Stempel namens „Zugbindung aufgehoben.“ abgestempelt. Ich vergaß zu erwähnen, dass ich dieses mal ein Sparticket gebucht hatte, weil die Preis für die regulären Tickets doch recht intensiv waren.

Meine Mammutberatung gestaltete sich anfangs tatsächlich in Richtung Zweitübernachtung. Aber einige andere mussten auch weg, deshalb wurde zum Ende hin Druck gemacht. Ich war der letzte Speaker und konnte meinen Vortrag locker um 20 Minuten kürzen. (…wegen der vielen Abreisenden)

Ein freundlicher technischer Leiter, lies es sich nicht nehmen, mich mit zum Bahnhof zu nehmen. Und so kam ich dort schon um 13:30 Uhr an. Wahnsinn. Was ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, dass ja meine Zug von Interlaken nach Hamburg, den ich um 15:3x Uhr nehmen wollte, ja auch eine getaktete Linie ist, und demzufolge um 13:3x Uhr sein Vorgänger abfahren würde. Bloss gut, dass ich keine Mätzchen veranstaltet hatte und gleich zur Anzeigetafel gegangen war. Ein Blick, ein kurzer Sprint und ich saß auf einem Bahnbonusplatz und rollte Richtung Fulda. Zwei Stunden eher als geplant.

Ab da war es dann eigentlich recht entspannt. Im besten aller Fälle wäre ich zwei Stunden früher zu Hause, im schlechtesten zur geplanten Zeit. Die Fahrzeit würde bei viel Pech nur eben zwei Stunden länger dauern. Das ist überlebbar, aber nach acht Stunden Bahnfahrt, ist das Sitzfleisch doch recht angeschlagen.

Ok, das Wunder von Fulda bleib aus und ich kam circa zehn Minuten nach der besten aller Anschlussvarianten an. Das bedeutete vierzig Minuten Bahnhof Fulda. Erstaunlich was dort an Güterzügen durch die Bahnsteige rasselt. Nicht schlecht.

Dann mein Intercity nach Berlin mit dem für mich entscheidenden Zwischenhalt in Leipzig. Start mit einer Viertelstunde Verspätung, Umsteigezeit in Leipzig volle 6 Minuten. Erfahrungsgemäß zu knapp, wenn der Anschlusszug nicht wartet.

Aber er wartete! Der ICE 2047 von Stuttgart-Dresden wartete an Gleis 15, ich stieg Gleis 13 (schon in der Halle) aus und musste nur zum ersten Wagen. Der 2047 ist ein Doppelstock-ICE, deshalb nahm ich mir einen Sitzplatz im ersten Stock und genoß die Fahrt nach Hause, bei einem kleinen Pils. Manchmal muss das sein.

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